Wie verschickt man eigentlich im 21. Jahrhundert eine verbindliche Nachricht, die den Empfänger möglichst nicht erst 1-2 Tage später, transportiert im Innern einer zugeklebten Papierhülle erreichen soll?
Also im Grunde jegliche Art von Verträgen, Formularen, Bewerbungen, behördlichen Anträgen etc., für die es eigentlich selbstverständlich ist, erst mit einer gültigen Unterschrift ihre Wirksamkeit zu erlangen.
Seit Jahrzehnten verwenden wir nun schon elektronische Kommunikationsnetze, um Informationen in Sekundenbruchteilen und nahezu ohne geografische Einschränkungen zu übertragen – aber wie macht man das dann eigentlich mit der Original-Unterschrift, wenn man statt Papier jetzt nur noch subatomare Teilchen überträgt (die jeweils auch nie den kompletten Weg bis zum Empfänger zurücklegen)?
Es liegt in der Natur des Internets, dass jede einzelne Weiterleitung der Nachricht auf dem Weg zwischen Sender und Empfänger im Grunde nur eine Kopie der ursprünglichen Information darstellt – es gibt also kein “Original” mehr, wie dies bei einem papierhaften Dokument der Fall ist.
Im Corporate Blog eines bekannten Tiefkühlkostherstellers kam vor kurzem eine interessante Diskussion zu dem Thema auf, die bei genauerem Hinsehen deutlich macht, auf welch faszinierende Weise wir uns doch scheinbar unbewusst mit diesem Problem abgefunden haben.
Man nehme beispielsweise ein leeres Blatt Papier, welches mit der persönlichen Unterschrift signiert wird, nur um diese dann in Zukunft, zwangs-digitalisiert und von nun an immer homogen, in diverse elektronisch (z.B. als Fax oder PDF) versendete Dokumente einzufügen, als ob sie genau so dort hingehörte.
Was also tun?
Die technischen sowie die juristischen Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Lösung sind längst verfügbar, seit Mai 2001 gilt das aktuelle Signaturgesetz, in dem die Grundlagen für elektronische Signaturen festgehalten sind.
In der Praxis mangelt es momentan eher daran, dass es für Privatpersonen kaum einen Markt für qualifizierte Signaturzertifikate gibt, was sowohl durch hohe Jahresgebühren als auch die momentane Notwendigkeit eines (ebenfalls zertifizierten) Klasse-3-Kartenlesers nicht wirklich verwunderlich ist – während es auf der anderen Seite gleichzeitig auch (wiederum aufgrund der fehlenden Verbreitung) an der nötigen Akzeptanz solcher Signaturen mangelt.
Außerdem müsste sich zunächst noch ein geeignetes (und idealerweise freies!) Dateiformat durchsetzen, das jegliche Art von Mitteilungen, aber eben auch verschiedenste Formulare mit jeweils fest definierten Feldern abdecken würde.
Insellösungen wie der E-POSTBRIEF bieten momentan nur “fortgeschrittene” Signaturen (per SMS-TAN), und auch De-Mail wird vorerst wohl ohne die standardmäßige qualifizierte Signatur eingeführt werden.